Wieder geht eine Woche zuende …
Kawasaki. 23.10.07.
Curry-Reis-Party im Wohnheim! Das heißt Flate-Rate-Saufen! Ja, ich habe auch meine üblichen Wohnheimpartyfreunde wiedergetroffen, mit denen ich normalerweise nichts zu tun habe. Und eine weitere Japanerin, die Deutsch lernt! Aber die wirkte auf mich sehr depressiv und hat sich auch danach nicht mehr gemeldet. Mein persönliches Highlight war, dass mir ein besoffener Vietnamese „Sonne“ von Rammstein vorgesungen hat.
Kawasaki. 24.10.07.
Ich hab endlich von dem „Wir-helfen-Ausländern“-Zirkel der Keiô einen Konversationspartner bekommen! Er hat mir eine SMS geschrieben, in der er sich vorgestellt hat. 19 Jahre, kommt eigentlich aus Osaka, sehr kommunikativ und freundlich. Sein Name: Akino! Ich habe rumgerätselt … ja, das ist ein weiblicher Name! Juhu, endlich sollte ich mal eine Japanerin kennen lernen, die kein Deutsch spricht! Viele Beziehungen haben als Gesprächspartner angefangen …
Okay, als ich die SMS zum dritten Mal gelesen habe, ist mir zum Glück aufgefallen, dass Akino in Wirklichkeit Akinobu heißt (ich hab die letzte Silbe übersehen, weil sie nach einem Zeilenumbruch stand). Also doch männlich … mittlerweile weiß ich aber, das grundsätzlich keine gemischten Konversationspaare zusammengeführt werden.
Ich habe mich dann auch mit Akinobu getroffen. Ein Hiphop-mäßiger Vogel, der wirklich sehr nett ist. Aber leider verstehe ich ihn nur sehr schlecht, weil er ein bisschen mit Osaka-Betonung spricht. Nach dem Treffen hat er mir noch eine SMS geschrieben, wie lustig das Treffen gewesen wäre und wie sehr er sich auf das nächste freue.
Überall in Japan. 27.10.07.
Japan ist bekanntlich das Land der Naturkatastrophen. Aber eben leider nur bekanntlich und nicht in der Realität. Ich warte jetzt seid fast zwei Monaten auf mein erstes Erdbeben oder zumindest einem Besuch von Godzilla, aber nichts dergleichen!
Bis zu diesem Tag!
Etwa 100km vor der japanischen Küste gab es einen Taifun! Das heißt, es hat hier etwa zwei Tage lang ununterbrochen geregnet, der Himmel vor dunkel, als wäre es Nacht, und der Wind fegte mit Lichtgeschwindigkeit über das bergige Festland. Okay, das Beste waren eigentlich die jüngeren Japanerinnen, die immer lauthals vor Entsetzen schrieen, als ihre Regenschimmer auseinander flogen. Ansonsten fielen noch eine Menge Zuge aus, weswegen ich nicht einkaufen gehen konnte. Aber insgesamt doch eine überschaubare Naturkatastrophe, nur leider brauchte meine Kleidung einen ganzen Tag, bis sie endlich wieder getrocknet war.
Kawasaki. 26.10.07.
Nach dieser beeindruckenden Naturgewalt noch eine kleine erheiternde Banalität: Hae In hat mich abends angerufen, weil sie ein großes Problem hatte und unbedingt meine Hilfe brauchte. Die Glühbirne in ihrem Badezimmer war kaputt.
Aber bis ich das verstanden habe! Zuerst hat sie mir etwas von „tenki“ (Wetter; Licht wäre „denki“, war wahrscheinlich mein Fehler), in ihrem Badezimmer erzählt. Ich versuchte ihr zu erklären, dass in ihrem Badezimmer, weil das ein geschlossener Raum ist, kein Wetter sein kann. Dann hat sie es auf Englisch versucht und mir von „right“ erzählt („light“, das L-R-Problem, ihr wisst schon). Wieso rechts? … Irgendwann hab ich es aber zum Glück gerafft. Jetzt könnt ihr euch vorstellen, wie die Gespräche zwischen ihr und mir immer ablaufen.
Jedenfalls, ihr Problem war, ob sie besser den Hausmeister fragen soll, ob er Glühbirnen hat, oder besser selber eine kaufen gehen soll. Schwerwiegendes Problem, nicht? Na ja, wenn man den ganzen Tag japanische Gesetzesbücher liest, dann kann es leicht passieren, dass man an banalen Fragestellungen des Alltags verzweifelt.
Übrigens behauptet sie, jeden Abend bis 1 Uhr zu lernen, um 7 Uhr aufzustehen und weiter zu lernen. Ich lerne jeden Abend nur bis 6 oder 7 Uhr.
Baseballstadion von Gaienmae. 28.10.07
Das große Keiô-gegen-Waseda-Baseballspiel! Zur Erklärung, die Waseda ist unsere Konkurrenz-Uni, die aber leider mittlerweile besser in Rankings und so geworden ist.
Das Spiel war wirklich anstrengend. Wenn das eigene Team dran ist, muss man aufstehen und klatschen, wenn die Gegner dran sind, im Sitzen klatschen. Das dann über 4 Stunden lang. Ja, man muss auch dem Gegner Glück wünschen, dafür schick er aber auch mal kurz seine Cheerleader in den anderen Fanblock zum Tanzen vorbei.
Am Ende haben wir natürlich 1:0 gewonnen.
Shibuya. 28.10.07.
Ich war nach dem Spiel noch mal kurz einkaufen. Es gibt tatsächlich keinen vernünftigen „Business-Gürtel“ in meiner Größe. Nur Idiotengürtel oder welche für Adipositas-Leute. Na ja, am Ende habe ich mir dann eine Oberstylerjacke für etwa 60€ gekauft, die eigentlich viel zu cool ist um sie anzuziehen.
Mein großes Problem ist, dass ich mich entscheiden sollte, ob ich lieber einen auf Oberstyler oder Business-Man machen will, damit ich das Richtige einkaufen kann. Da ich im Moment noch in beide Richtungen einkaufe, kriege kein komplettes Outfit zusammen.
Okay, neben diesem schwerwiegenden Problem habe ich zufällig auch die Rotlichtstraßen in Shibuya entdeckt. Ich muss sagen, dass diese Stundenhotels gar nicht so teuer sind, wie es immer heißt. 2 Stunden etwa 20€ in einem unspektakulären Zimmer, 3 Stunden 25€.
Es ist übrigens für Leute, die nicht gut Japanisch können, sehr irreführend, dass viele, ich glaube, es waren Sexshops, als Ladenaufschrift „Kostenlose Information“ haben. Dieses
„Information“ ist dasselbe wie bei Touristeninfoläden.
Kawasaki. 28.10.07.
Und dann noch was Kurioses: Ein unbekannter Japaner hat mich aufm Handy angerufen und sagte, dass sei die Nummer seiner chinesischen Freundin. Er wollte mir nicht glauben, dass er sich verwählt hat und behauptete zeitweise, ich müsste seiner Freundin das Handy geklaut haben. Nach 10 Minuten konnte ich den Typen endlich abwimmeln, ich habe mich leider nicht getraut nach guter deutscher Manier einfach aufzulegen.
Ach, Kamera, ja, vielleicht nächste Woche mal …