07.10.2007

Frisör, Mäckes, DAAD, Welcome-Party ...

Hallo liebe Kinder!

Eine Woche voller spannender Ereignisse liegt hinter mir …

Okay, ich will ehrlich sein, da war so gut wie nichts. Ich stehe um halb sechs morgens auf, bevor ich zur Uni gehe, kaufe ich mir ein Onigiri (ein Klumpen Reis in Algen eingewickelt) als Frühstück. Ich quetsche mich in die vollen Bahnen, habe bis zwölf etwa Unterricht. Ich esse in der Mensa meistens Curry-Reis, gehe zum folgenden Unterricht oder in die Bibliothek zum Lernen. Aber es kommt auch sehr oft vor, dass ich in der Bibliothek einschlafe. Das geht leichter, als man denkt. Abends quetsche ich mich noch mal in die Bahn, gehe vielleicht noch Lebensmittel einkaufen, mache noch ein bisschen Hausaufgabe oder lerne und gehe um so halb elf schlafen. Montag bis Samstag. Total langweilig, wie ich gesagt habe.


Mita. 1.10.07.

Nach der Uni habe ich mich endlich mal wieder getraut, zum Frisör zu gehen. Ein Kanadier meinte vorher zu mir, ich sähe „bohemian“ aus. Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen und habe mir einen Haarschneidespezialistin gesucht, der 30 € gekostet hat. Ums kurz zu machen, ich sehe natürlich immer noch so aus wie immer, aber die Haare sind sehr gleichmäßig und schön geschnitten. Für die 30 € durfte ich mir auch ein Shampoo aussuchen, es gab 12 Düfte zur Auswahl. Ich habe mich für Hibiskus entschieden, weil das das Einzige war, was ich verstehen konnte.

Anschließend bin mal zu Mc Donald’s gegangen. Ein Cheeseburger kostet nur 60 Cent etwa, eine kleine Pommes aber 1,20 €, das ist seltsam, deshalb esse ich hauptsächlich Cheeseburger. Mit „hauptsächlich“ meine ich so alle 3 Tage ein paar von den Dingern. Die schmieren hier mehr Ketchup drauf als in Deutschland, das finde ich gut.


Mita. 5.10.07.

Aber ich ernähre mich auch manchmal richtig. Ich habe zum Beispiel mit Hae In zusammen Ramen gegessen. ECHTES! Nicht diese Instant-Spaghetti mit Sojasoße aus Deutschland. Aber um ehrlich zu sein, schmecken diese mir doch ein bisschen besser. Aber das echte Ramen ist auch nicht so schlecht, das Komische ist nur immer, dass man nie so genau weiß, was man gerade isst. Das Fleisch kann man meistens noch Fisch, Rind oder Schwein zu ordnen, aber die pflanzlichen Zutaten könnten alles Mögliche sein (vorrausgesetzt, sie sind wirklich pflanzlich). Leider entfernen Japaner nie das Fett von Fleischstücken.

Ich habe ein normales Ramen gegessen, während Hae In mir mal wieder zeigen wollte, dass Asiaten scharfes Essen gewöhnt sind und bestellte sich ein scharfes. Mein normales war schon recht scharf, schärfer als das deutsche Instant-Ramen in der roten Verpackung; ihr kennt das sicher. Ich habe aber alles aufgegessen, und Hae In, na ja, die hat die ganze Zeit Wasser getrunken, sich die Tränen aus den Augen gerieben und rumgeheult, wie scharf ihr Ramen doch wäre. Es ist mir leider nicht gelungen, meine Schadenfreude zu unterdrücken. Hae In erklärte mir, dass das koreanische Ramen auf eine andere Art scharf wäre und vergleichbaren Blödsinn …


Keiô. 3.10.07

Ich stehe nichtsahnend am Abend auf dem Campus und rede mit einem koreanischen Austauschstudenten aus meinem Wohnheim, als plötzlich ein bekanntes Gesicht erscheint. Prof. Dr. Mae! Niemand hat mich vorher gewarnt, dass auch sie momentan auf der Keiô ist. Sie macht hier irgendwas mit Forschung bis Dezember. Ich musste vom Sprachkurs und so erzählen. Alles zu schwer und arbeitsintensiv, mehr kann man dazu nicht sagen.


DAAD-Zentrum. 4.10.07

Der DAAD hat mich zu einem Vortrag über „Forschungsmarketing in und für Deutschland“ [Titel vereinfacht] eingeladen. Als braver Stipendiat bin ich natürlich hingegangen (die letzte Veranstaltung habe ich schon sausen lassen, deshalb musste ich da unbedingt mal vortanzen, um bei denen nicht in zu viel Ungnade zu fallen). Glaubt ihr, dass dieser Vortag interessant war? Da ich ein seriöser Stipendiat bin, war dieser Vortrag selbstverständlich à la bonheur. Leider konnte aber nicht zur Aftershowparty dableiben, da mein Nachhauseweg etwa zwei Stunden betrug und am nächsten Morgen natürlich wieder einmal um 9 Unterricht war. Schade.


Saiwai-Bezirksverwaltung. 5.10.07

Ich habe meine Ausländerregistrierungskarte abgeholt. Das ist eigentlich nicht erwähnenswert, aber das Ding hat einen sehr lustigen Namen: Alien Registration Card. Ich bin also ein Alien für die Japaner, interessant …

Bei der Rückfahrt mit dem Bus habe ich endlich mal wieder den sagenumwogenen Ausländerbonus erlebt. Weil ich kein Kleingeld mehr hatte, habe ich den Busfahrer gefragt, ob ich auch mit meiner Bahnfahr-Prepaid-Karte bezahlen könnte. Er meinte ja, aber es wäre auch okay, wenn ich nichts bezahlen würde. So durfte ich schwarzfahren.


Keiô. 5.10.07

Am Abend war die Welcome-Party für die ausländischen Studenten. Das Ganze war sehr prunkvoll, mit Kapelle, Kimono-Ausführung, langer Begrüßungsrede und riesigem Buffet. Aber weil die meisten Ausländer und Japaner leider sehr verfressen sind, war das Buffet bereits nach sehr kurzer Zeit weg. Ich konnte mir aber zum Glück ein bisschen Bier ergattern. Nach dem dritten Glas (es war ja schließlich kostenlos), stand – oh Schock! – wieder Prof. Dr. Mae vor mir und wollte mit mir auf Japanisch sprechen. Aber ich hatte diesmal ungewartetes Glück: Ich hatte eigentlich mit Adam (einem australischen Austauschstudenten aus meinem Sprachkurs) gesprochen, und dieser hat dann, obwohl er sie gar nicht kannte, Prof. Dr. Mae über sein Leben hier zugelabert. Solange, bis sie freiwillig wieder gegangen ist.

Ich will noch kurz diesen Adam ein bisschen beschreiben. Er ist 34 und war, bevor er angefangen hat, Japanisch zu studieren, Ranger auf einer kleinen Naturschutzgebietinsel in Australien. Er sieht genauso aus, wie man sich einen Ranger vorstellt. Recht trainiert, etwas kantig, sehr maskulin. Hae In schien ihn übrigens auch ein bisschen zu mögen. Adam hat aber den Nachteil, dass er ein ungeheures Mitteilungsbedürfnis hat und auch im Unterricht fast ununterbrochen (mit dem Lehrer) redet.

Es gab auch noch eine Aftershow-Party mit Flatrate-Saufen, aber da ich am nächsten Tag um 9 Uhr Unterricht inklusive Kanjitest hatte, konnte ich mich daran leider nicht beteiligen. Es soll sehr lustig gewesen sein, habe ich gehört.

Übrigens habe ich auch gehört, dass es auf dieser Welcome-Party viele Ausländer-phile Japanerinnen gegeben haben soll, die um Annäherung bemüht gewesen sein sollen. Aber da ich die ganze Zeit mit Hae In rumstand, ging so was an mir vorbei.


Yagami. 6.10.07

Am Morgen bin ich mit diesem Koreaner, der bereits bei meinem ersten Treffen mit Prof. Dr. Mae anwesend war, zusammen zur Uni gefahren. Leider habe ich ehrlich gesagt seinen Namen wieder vergessen. Irgendwas mit „Wang Wang“. Jedenfalls hat er mir eine sehr interessante Frage gestellt: Er erzählte mir, weil er Koreaner ist, wäre es für ihn ja kein so großer Unterschied, ob seine Freundin Koreanerin, Japanerin oder Chinesin wäre. Für mich aber, als Europäer, müsste es doch sicher ein großer Unterschied sein, ob meine Freundin ebenfalls Europäerin oder eine Japanerin wäre. Obwohl ich diese Überlegung durchaus interessant fand, habe ich einen auf Klaus Kinski gemacht und meinte nur, ich würde die Frage nicht verstehen.


Shibuya. 6.10.07

Das große Trinken-Gehen zwischen mir und Hae In sollte anstehen! Aber vorher mussten wir noch einkaufen gehen. Sie musste bei Zara etwas umtauschen und ich habe mir eine Weste und ein Hemd gekauft. Die Preise waren nur ein paar Euro billiger als in Deutschland.

Übrigens, Tobias, falls du das hier liest, es handelt sich bei dem Hemd tatsächlich um das Schwarz-weiß-gestreifte, das du mir damals in Düsseldorf empfohlen hast.

Nach dem sehr zeitaufwändigen Einkaufen (ich bin dabei nicht so schnell) gingen wir zu Mc Donald’s (mal wieder). Ich hätte Hae In gar nicht so gewöhnliche und vor allem westliche Küche zugetraut.


Hiyoshi. 6.10.07

Hiyoshi muss man nicht kennen, ist ein belebteres Viertel von Kawasaki als Yagami, wo ich wohne. Ein bisschen mit Düren vergleichbar. Hae In suchte uns eine japanische Kneipe aus. Wir aßen Salat und tranken Ume – by the way, den besten Ume, den ich je getrunken habe.

Hae In hatte mir vorweg erklärt, dass sie nach einer Flasche Bier immer kotzen muss. Ich habe ihr daraufhin erklärt, dass es in Deutschland, vor allem für Frauen, äußerst unschön ist, anderen etwas über das eigene Kotzverhalten mitzuteilen.

Weitergehend wird sie von Alkohol immer müde. Na ja, ich habe sie lange bequatscht und ihr angeboten für sie zu zahlen, aber es blieb bei dem einen kleinen Ume. Ich meinerseits gönnte mir noch zwei große Bier. Aber leider habe auch ich keinen angemessenen Alkoholpegel erreichen können. Zumindest hat sie mir ein Bier zur Hälfte bezahlt.

Wo wir gerade von Geld reden – dieses Treffen war kein Date oder so! Ich wollte das nur sagen, bevor wieder so Leute wie Ulf hierzu Fehlinterpretationen anbieten. Bei einem richtigen Date mit einer Japanerin oder Koreanerin, bezahlt immer die Frau.

Ich habe mit Hae In viel über ihr Verhältnis zur westlichen Welt gesprochen. Sie mag eigentlich nichts aus dem Westen, nur Guns’n’Roses, Beethoven, Schubert und deutsche Märchen von Andersen. Okay, ich kannte im Gegenzug aus Korea nur den Film „Seom die Insel“ und die Band BoA.

Aber, wodurch sie bei mir hundert Sympathiepunkte gewonnen hat, sie musste in der Schule „Der Tempelbrand“ (Kinkakuji) von Mishima Yukio lesen und sie fand es gut. Sonst liest sie aber nur Gesetzbücher für ihr Studium. Nach dem Studium (in einem Jahr ist sie fertig und heißt dann voraussichtlich „Dr. Jeong“) will sie übrigens in Japan als Uni-Dozentin für Jura arbeiten. Ich habe sie daraufhingewiesen, dass sie dann aber aus Gründen des Visums einen Japaner heiraten sollte. Sie will darüber einmal nachdenken.

Aber wir haben auch über interessante Dinge gesprochen wie erste/r Freund/in, Gesamtanzahl der Freunde/innen, gleichgeschlechtliche Beziehungen, Treue bei Koreanern und Deutschen …

Alles war insgesamt sehr unterhaltsam, wir gehen irgendwann noch mal zusammen weg. Vielleicht will sie dann auch etwas mehr trinken.

Übrigens wollte hier auch ein Foto von ihr präsentieren, aber leider hat sie mir verboten, sie zu fotografieren. Irgendwann werde ich aber einfach mal eins von ihr machen, und wenn sie sich dann aufregen sollte, tue ich einfach so, als würde ich sie nicht verstehen. Das ist immer gut, wenn einem zu blöde oder private Fragen gestellt werden.

Bis nächste Woche, liebe Kinder!

3 Kommentare:

jan hat gesagt…

1) also du kannst mir nicht erzählen, dass du dir über die "freundinnenfrage" deines koreanischen mitbewohners noch nie gedanken gemacht hast!

2) du solltest unbedingt mehr "echte" dates mit japanerinnen haben. die regelung gefällt mir ;-)

Anonym hat gesagt…

Heute hat Herr Shimada noch den Erstis erzählt, dass Frau Mae im weit entfernten Japan ist und dieses Semester leider nicht unterrichten kann. Das sie bei dir wieder aufgetaucht ist, ist irgendwie lustig. ;-)

Anonym hat gesagt…

Ich les deine Blogeinträge immer wahllos und nicht chronologischer Reihenfolge, deswegen jetuzt eifach mal hier ein Kommentar dazu:

- DA ist also Fr Mae... und ich frage mich, wann ich meine AP wiederkriege...

- Mit dieser Hae In scheinst du dich überall rumzutreiben. Lernst du mehr über die Koreanische Kultur als die japanische? ;)

- Ich habe mich sehr amüsiert über deinen Eintrag.. Ach ja, ich will auch in Japan sein, "echte" Ramen essen und mehr Ketchup auf meinen Cheeseburgern bei Mäcces..

Jya na~ mimi