„Konnichi wa!“ aus dem Land des Lächelns, des Sonnenaufgangs, der Play Station und der beheizten Klobrille!
Ich bin mittlerweile tatsächlich dort, obwohl ich es immer noch nicht ganz begreife und mich wie in einem komischen Traum fühle, wenn ich alleine durch die Straßen von Yagami, Saiwai-ku, Kawasaki (auf Deutsch einen Vorort von Kawasaki) lustwandle. Aber ich fange besser mal am Anfang an …
Düsseldorf, Flughafen. 10.9.07
Nach der Verabschiedung von JP, Kenta und Kan-san bin ich ins Flugzeug gestiegen. Das Schönste sind der Start und die Landung, weil man sich dabei wie in einer sanften Achterbahn fühlt, die aber eben genau die richtige, noch angenehme Intensität des Wackelns und der Erschütterung besitzt.
London, Heathrow. 10.9.07
Endlich bin auch mal in England gewesen. Von Terminal 1 zu Terminal 3, ein bisschen schnell, wenn es geht. Ich habe mich wirklich sehr beeilt, aber die Handgepäck-Kontrolle inklusive Schuh-Kontrolle hat lange gedauert. Dann war der Shuttlebus überfüllt … ich kam um ein paar Minuten zu spät. Die Mitarbeiter von der atlantischen Jungfrau (Virgin Atlantic) schickten mich zurück zu Terminal 1, ich solle mich bei den britischen Flugwegen melden (Britisch Airways). Also noch mal Handgepäck- und Schuh-Kontrolle, Shuttlebus … übrigens, Kan-san, falls du das liest, für deine Studie über Höflichkeit und so, die Engländer sind mindestens genauso unhöflich wie die Deutschen.
Natürlich habe ich den nächsten Flug der British Airways auch um ein paar Minuten verpasst, aber zum Glück fliegen die alle zwei Stunden. Ich befand mich also seit gut zwei Stunden im Heathrow Airport und hatte jetzt noch zwei weitere Stunden zum Duty Free-Shopping. Falls mal irgendwer eine Führung durch den Heathrow Airport wünscht, bitte an mich wenden. Ich kaufte mir Lippenbalsam, denselben wie ich in Deutschland habe, allerdings brennt die englische Variante ein bisschen, des Weiteren ein kleines Tütchen orientalische Chips, Augentropfen, Airwaves und eine Cherry-Diet-Coke für 1,39 Pfund. Als ich dann um Zeit totzuschlagen in den Laden nebenan ging, musste ich erkennen, dass dieselbe Cola dort nur -,99 Pfund kostet …
In luftigen Höhen. 10.9.07
Man merkte schnell, dass die British Airways-Maschine nach Japan flog. Es war eng, ich konnte die Beine nicht ausstrecken … aber es gab als Getränk Japanese Tea und als Lunch Chicken Teriyaki. Ich schaute mir „Fantatic Four and the Silver Surfer“ an, war aber reichlich enttäuscht davon. Am Morgen wählte ich English Breakfast, das ist ein Omelett mit Pilzen und Currywurst ohne Curry. Jetzt weiß ich, was Stephanie jeden Morgen essen muss.
Narita Airport. 11.9.07
Ja, man merkt schnell die klimatischen Unterschiede. Mittlerweile nenne ich es angenehm schwül, bei meiner Ankunft fand ich es aber noch erdrückend stickig.
Direkt als ich ankam, fand ich einen Zettel: „Mr. Thelen, bitte zum British Airways-Gepäckschalter, wir haben ein Problem …“ oder so was in der Art stand da. Passkontrolle, alles super, dann zum British Airways-Gepäckschalter. Eine halbe Stunde dort gewartet … sie seien very sorry, aber my bagagge didn’t arrive yet. Tja, das tat mir ebenfalls sehr Leid. Es würde morgen irgendwann kommen. Ich bekam als „Entschädigung“ eine Bankkarte mit 8,000 Yen, zirka 50 Euro.
Beim Zoll musst gab es einige Missverständnisse, weil ich mit meinem schlechten Englisch einem Japaner mit ebenfalls schlechtem Englisch vom Inhalt meines imaginären „lost baggage“ erzählen musste.
Am Bankautomaten hatte ich dann das Problem, dass dieser nur Japanisch oder Englisch verstand. Aber ich nutzte meine Vorteile als offensichtlicher Ausländer aus und bat zwei junge Damen um Hilfe. Die hatten zwar auch Anlaufschwierigkeiten, aber am Ende hatte ich das Geld. Ich fuhr dann mit dem Narita-Express zum Tôkyô-Bahnhof …
Narita-Express. 11.9.07
Die Fahrt mit dem Narita-Express war lustig. Ein Schaffner geht mit einem magischen Regenschirm am ganzen Zug vorbei und wie durch ein Wunder öffnen alle Türen, kurz nachdem er an ihnen vorbei gegangen ist. Ich will auch so einen magischen Regenschirm haben (Nathalie sicher auch).
Während der Fahrt sah ich viel japanische Natur, Reisfelder und so weiter …
Tôkyô-Bahnhof. 11.9.07
Okay, das Tôkyô einen großen Bahnhof hat, habe ich erwartet. Aber er war in Wirklichkeit riesigst riesig. Ich versuchte mich anfangs alleine zu Recht zu finden, natürlich mit ebenso riesigem Erfolg. Ich kaufte ihn einem Drug Store ein Deo, das nach Citrus riecht, aber nicht wie Putzmittel, sondern ein durchaus schönes Citrus.
Ich gab die alleinige Suche auf und sprach Japaner auf Englisch an. Nach dem dritten Versuch gab ich das auf. Das soll nicht heißen, dass Japaner kein Englisch können, nur kam es oftmals vor, dass sie verzweifelt nach englischen Vokabeln suchten, bis ich ihnen schließlich das entsprechende japanische Wort entgegen warf. Ich lernte schnell, dass man besten junge Japanerinnen anspricht. Diese sind am hilfsbereitesten. So kaufte irgendeine mit Uniform eine Fahrkarte für mich und zwei in Hiphop-Klamotten wiesen mich aufs richtige Gleis. Letztere beiden schrieen zuerst vor Entsetzen, als ich sie auf Japanisch ansprach.
Shinkawasaki. 11.9.07
Ich war endlich dort. Am Tôkyô-Bahnhof hatte es mich bereits unruhig gestimmt, dass viele den Namen Shinkawasaki (Neu-Kawasaki) noch nie gehört hatten. In der Tat war Shinkawasaki eine typische Vorstadt wie aus einem billigen japanischen Film. Alles sah irgendwie gleich aus, manchmal ein kleiner Schrein am Straßenrand, viele Mini-Geschäfte, in denen es alles Erdenkliche gab, und schließlich eine Menge Imbiss-Lädchen (Fotos reiche ich nach, wenn ich irgendwann eine Kamera habe). Ich ließ mich aber nicht davon aufhalten und ging zielsicher eine Viertelstunde lang (das ist tatsächlich der schnellste Weg, kein Bus oder so) zu meinem Wohnheim Plume IS.
Plume IS. 11.9.07
An der Rezeption saß Mrs. Hongo, eine typische Japanerin um die 50 oder 60 mit zu großer Brille. Da ich ihr das Nötigste auf Japanisch sagen konnte, wirkte sie sehr freundlich. Sie führte mich in die Lounge (einen heruntergekommener Gruppenraum) und stellte mich einem der drei Japaner vor, die alle 35(!) Ausländer in diesem Wohnheim betreuen sollten. Leider habe ich mir den Namen meines „Betreuers“ noch nicht merken können. Er sieht in etwa so wie Hiro-sensei aus, nur etwa fünf Jahre jünger. Er zeigte mir dann mein Zimmer und so, eigentlich vollkommen langweilig, das zu erzählen. Er sieht sehr nach 70er oder 80er Jahren aus, das Rohr am Klo tropft, wenn man abspült, der Duschvorhang hat etwas Schimmel. Aber die Klima-Anlage ist geil. Wenn ich zurück nach Deutschland komme, kaufe ich mir sofort so ein Ding.
Ein Supermarkt (dessen Namen ich mir noch nicht merken kann). 11.9.07
Es sieht alles genauso wie in den japanischen (koreanischen) Supermärkten in Düsseldorf, bzw. wie in der Bakery My Sweetheart aus. Ich kaufte mir nur vertraute Dinge: Grünen Tee in Flaschen, C.C. Lemon (Zitronenlimonade mit dem hundertfachen an Vitamin C oder so ähnlich), süße Brötchen, Mini-Crossaints, Bananen und irgendwas aus Reis, Algen und grünem Gemüse, das irgendwie nach Gemüsesuppe schmeckt.
Plume IS. 11.9.07
Ich brauchte über eine Stunde um die vier weißen Bezüge Matratze, Kissen, großer und kleiner Decke zuzuordnen. Der Knackpunkt ist, dass die Bezüge teilweise bewusst zu groß sind, einer ein riesiges Loch in der Mitte hat, ein anderer hat Schnüre am Rand … egal.
Ich konnte natürlich nicht schlafen … bis etwa drei Uhr nachts … dann schlief ich endlich ein bis um 14 Uhr am nächsten Tag.
Kawasaki. 12.9.07
Da ich den halben Tag verschlafen habe, blieb nicht mehr so viel Zeit. Natürlich war mein Koffer noch nicht angekommen. Ich begann, glaube ich, langsam zu stinken. Ich bin zum Supermarkt (demselben wie am Vortag) gegangen und kaufte ein Handtuch, Zahnbürste, Zahnpasta, Seife, Haargel … Zum Haargel will ich anmerken, dass es mit „very strong“ etikettiert ist, in Wahrheit aber praktisch nach Einschmieren in den Haaren vollkommen verschwunden und nutzlos ist. In einem reichlich seltsamen, aber für die Verhältnisse hier durchaus normalen Gebraucht-Alles-Waren-Laden kaufte ich einen Föhn.
Es war ein großartiges Gefühl, nach etwa zweieinnhalb Tagen endlich zu duschen …
Ich ging davon aus, dass mein Gepäck wohl noch etwas länger brauchen würde und ging mir schon mal in der Nähe die Kleidungsgeschäfte ansehen. Nebenbei wollte ich nach Hause telefonieren, so wie E.T. damals. Das hat zwar seine Zeit gedauert, wegen seltsamer notwendiger Vor-Vorwahlen, aber irgendwann schaffte ich es nach gut einer halben Stunde. Ich kann jetzt die japanische Variante für „Kein Anschluss unter dieser Nummer“ beinahe auswendig.
Als ich um 21.30 Uhr Ortszeit wieder am Wohnheim ankam, oh Wunder, mein Koffer war da! In Japan arbeiten (zum Glück) alle immer, die Supermärkte haben oft die ganze Nacht auf, und die Post kommt sogar mehrmals täglich.
Am Abend habe ich mir dann in der Lounge eine japanische Gameshow angesehen. Sie hieß „803“ (keine Ahnung warum) und es ging darum, dass drei Frauen um die 30 ein paar Fragen über das Leben der Jugendlichen beantworten mussten, zum Beispiel den Namen von gerade angesagten Bands, neuen Modetrends und Abkürzungen. Zwischendurch mussten die Kandidaten immer wieder beweisen, dass sie kawaii (süß) gucken können. Die Verliererin, diejenige, die die wenigsten Fragen richtig beantworten konnte, bekam eine Strafe, eine richtig schlimme … sie musste traditionelle japanische „Großmutterkleidung“ anziehen, also Kimono und so weiter … und das war ihr wirklich extrem peinlich. Okay, ich fände es auch peinlich, wenn ich eine Lederhose tragen müsste.
Um 23 Uhr wollte ich schlafen gehen, aber da ich mich noch nicht an die Zeitverschiebung gewöhnt habe, bin ich jetzt (4.30 Uhr) immer noch hellwach. Ich habe es geschafft Internet zu bekommen und quäle diejenigen, die sich (noch) meine Freunde aus der Heimat nennen, mit meinen Erlebnissen in dem Land, wo die Wasserhähne nur lauwarm (Beschriftung: kalt) und glühend heiß (Beschriftung: warm) kennen.
[Anmerkung: Ab morgen (14.9.) habe ich Unterricht, danach schreibe ich nicht mehr so viel.]
2 Kommentare:
Okay...ich fliege keinesfalls mit British Airways! xD
Hallo, Ich habe Ihr Blog über Google bei der Suche nach Erster Hilfe für einen Herzinfarkt und Ihre Post sieht sehr interessant für mich.
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